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Mit 50 der Jüngste im Männerchor

Nie hätte Stephan Meister gedacht, dass er einmal in einem Chor singen würde – schon gar nicht mit chronischem Tinnitus. Doch seit gut einem Jahr ist er Mitglied im Männerchor Schlatt und geniesst jeden Dienstagabend die Proben mit seinen 16 Mitsängern. Doch was treibt ihn zum Singen, denn seit seinem Stimmbruch in der Sekundarschule im Bachschulhaus Schaffhausen hat er nie mehr gesungen (nicht zur Freude des Singlehrers).

Stephan Meister lebt mit seiner Familie im ländlichen Schlatt. Nebst den leckeren Äpfeln hat der Thurgau und insbesondere Schlatt aber noch mehr zu bieten – den Männerchor Schlatt. Weit zur Singprobe hat es Meister nicht. Jeden Dienstagabend macht er sich mit seiner blauen Chortasche auf den Weg ins Dorfinnere, um dann dort mit den 16 anderen Sängern zu proben. Meister habe sich nicht explizit für dieses Hobby entschieden, es sei mehr durch die Empfehlung eines befreundeten, ehemaligen Nachbarn aus Opfertshofen entstanden.

«Ja, zurzeit bin ich mit meinen zarten 50 Jahren wohl der Jüngste.»
Stephan Meister, Sänger im Männerchor Schlatt

Dieser habe ihn und seine Frau angefragt, zur letztjährigen Abendunterhaltung zu kommen. «Wir waren so begeistert von der Liederwahl, der Singfreude des Chors und der Dirigentin, dass ich meinte: ‹Wa meinsch, wär das ächt au öppis für mich?›», und seine Frau bestärkte ihn bei dieser Idee. «Vielleicht auch, weil sie dadurch mal einen Abend lang Ruhe vor mir hat», meint er und lacht.

Chronischer Tinnitus ist kein Hindernis
Meister ist der jüngste Zugang beim Männerchor Schlatt, aber ist er auch das jüngste Mitglied? «Ja, zurzeit bin ich mit meinen zarten 50 Jahren wohl der Jüngste», erzählt er lachend. Doch diese Leidenschaft teilt Meister nicht schon sein ganzes Leben lang, wie es bei anderen Chormitgliedern oft der Fall ist.

Auch aufgrund seines chronischen Tinnitus, welcher in jungen Jahren durch zu nahes Stehen an einer Lautsprecherbox ausgelöst wurde und nie wieder wegging, hätte er nie gedacht, nun noch in einem Chor zu landen. Tatsächlich müsse er sich deswegen ein wenig mehr anstrengen, aber er habe sich sehr daran gewöhnt und es klappe super. Man wird Meister vergeblich bei den hohen Tönen suchen, denn er singt den zweiten Bass. Der Bass ist die tiefste Stimme, die man singen kann – halt so, wie man sich einen richtig guten Bass vorstellt.

Lieblingslied: «Heiterefahne» von Trauffer

Auf die Frage, was denn den Männerchor Schlatt so speziell für ihn mache, meint Meister: «Die Kameradschaft und der Umgang miteinander, aber auch die vielfältige Liederauswahl und unsere dynamische Chorleiterin. Wir singen Oldies, aber dann auch wieder ganz moderne Lieder – das finde ich sehr sympathisch.» Sein aktuelles Lieblingslied sei «Heiterefahne» von Trauffer. Dies ist ein eher ruhiges und emotionales Lied über die Heimat. Es wird Bestandteil der diesjährigen Abendunterhaltung im Gemeindehaus Schlatt sein, welche dieses Wochenende stattfindet.

«Singen tut der Seele gut, das merke ich jeden Dienstagabend.»

Dort gibt es jeweils nicht nur tolle Lieder zu hören, die einem durch ihre Intensität des Gesangs die Haare auf den Armen zu Berge stehen lässt, sondern auch ein 4-Gänge-Menü, welches die Gaumen verwöhnt. So gut es klingt, ist es auch. Denn, die Tickets sind immer schnell ausverkauft – so auch dieses Jahr.

Es ist nicht leicht, neue Mitglieder zu finden

Der Männerchor Schlatt umfasse derzeit 17 Mitglieder inklusive Meister. Im letzten Jahr mussten sie sich leider von zwei Mitgliedern verabschieden, welche jahrelange und treue Sänger des Chors waren. Neuzugänge hätten sie eher selten bei sich im Chor. Seit Meister hinzukam, gab es nur eine Person, welche zu einer Schnupperprobe kam, dann aber nicht mehr wieder erschien.

Es sei allgemein für Vereine nicht leicht, neue Mitglieder zu finden – auch durch die grosse Auswahl an anderen Freizeitaktivitäten. Sie seien aber jederzeit bereit, neue Mitglieder aufzunehmen, und wer möchte, sei jederzeit zu einer Schnupperprobe herzlich willkommen.

«Singen tut der Seele gut, das merke ich jeden Dienstagabend», so Meister. Nach einem langen Tag brauche es manchmal schon ein wenig Überwindung, sich aufzuraffen und in die Probe zu gehen. «Sobald man aber im Probelokal ankommt, die Singkameraden und die Chorleiterin sieht und begrüsst, geht einem das Herz auf und es macht immer Freude und gibt Energie», erzählt Meister.

Hinweis: Die Abendunterhaltung «Es ist nie zu spät» mit dem Männerchor Schlatt findet am 21. und 22. März im Gemeindehaus Schlatt statt. Türöffnung: 18 Uhr, Beginn: 19 Uhr.

Bild des Benutzers Larissa Ruh
Über den Autor
Larissa Ruh ist freie Mitarbeiterin für diverse Medien